Belgien könnte bald eine neue Art „4-Tage-Arbeitswoche“ einführen

Das Thema der Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit wurde in den letzten Jahren Gegenstand zahlreicher Diskussionen. In Island und Spanien wurden sogar bereits Experimente durchgeführt, die zu einem positiven Ergebnis führten.

In Belgien hatte die belgische sozialistische Gewerkschaft in der Vergangenheit (2018) bereits erfolglos versucht, die Wochenarbeitszeit auf 32 Stunden zu mindern. Dieses Jahr fanden außerdem noch Gespräche zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern statt, doch diese konnten sich nicht einigen.

Die belgische Regierung überlegt sich nun anstelle der aktuellen 38-stündige 5-Tage-Arbeitswoche diese Stunden nur noch auf 4 Tage zu verteilen. Dies würde zu einer Erhöhung der Tagesarbeitszeit von 7 Stunden 30 beziehungsweise 8 Stunden auf 9 Stunden 30 führen, d. h. höher als das aktuelle gesetzliche Maximum. Es handelt sich also nicht um eine Minderung der Wochenarbeitszeit, sondern nur um eine Umstellung.

Die Regierung begründet dies mit der Pandemie und mit ihrem Wunsch, der stets steigernden Forderung der Arbeitnehmer auf mehr Flexibilität nachzukommen zu wollen. Die Einzelheiten (unter anderem das Recht auf Unterbrechung der Arbeit während des fünften Arbeitstages und die Verpflichtung zur Berichterstattung über die geleistete Arbeitszeit) und die Durchführungsmodalitäten müssen nach Anhörung der Sozialpartner noch festgelegt werden.

Unternehmen, die dies wünschen, werden ab 2022 die neuen Vorschriften anwenden können. Das belgische Unternehmen Gentis Recruitment hat vor einem Monat bereits mit dem Experiment begonnen und die Arbeitnehmer wollen jetzt schon nicht mehr zum zweitägigen Wochenende zurückkehren. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass dieses Unternehmen nicht nach geleisteter Arbeitszeit rechnet, sondern nach erreichten Zielen. Die Anzahl an wöchentlicher Arbeit wurde nicht geändert, allerdings können 90% der Aufgaben in nur 20% der Arbeitszeit erledigt werden so Stéphanie Reniers Mitgründerin des Unternehmens. Das Experiment soll drei Monate lang dauern. Der nächste Schritt wäre, die 4-Tage-Woche mit dem Homeoffice zu kombinieren. Was das Zeitmanagement angeht, werden den Mitarbeitern Schulungen angeboten.